Einigung im Tarifkonflikt: Busfahrer-Beruf soll deutlich attraktiver werden
Wiesbaden / Gießen. Mit Löhnen, die von 2025 bis 2027 schrittweise um 15,7 Prozent steigen und verbesserten Arbeitsbedingungen soll der Busfahrer-Beruf in Hessen deutlich attraktiver werden. Darauf hat sich der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen (LHO) mit der Gewerkschaft ver.di – nach einem wochenlangen Tarifkonflikt mit Warnstreiks – im Rahmen einer Schlichtung geeinigt. Wie aus einer am Freitag (7.6.) in Wiesbaden veröffentlichten Erklärung des Unternehmerverbands hervorgeht, erhalten Busfahrerinnen und Busfahrer für das Jahr 2024 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro (in drei Raten im Juli, September und November) ausbezahlt. Durch die Erhöhung der Löhne in drei Schritten um jeweils fünf Prozent (zum Jahresbeginn 2025, 2026 und 2027) steigt der Stundenlohn (Ecklohn) für das Fahrpersonal im Linienbusverkehr auf 20,14 Euro. Ferner wird es Verbesserungen beim Pausenabzug, bei den Zuschlägen für geteilte Dienste sowie durch die Einführung eines Samstagszuschlages und eines zusätzlichen Urlaubstags für langjährig Beschäftigte geben. Mit Blick auf die starken Veränderungsprozesse im ÖPNV mit zum Teil weitreichenden Folgen für die Beschäftigten wurde vereinbart, sich auch während der Laufzeit des Tarifvertrages zu Fragen der Mobilität in Hessen und über die Weiterentwicklung des Tarifwerkes auszutauschen.
LHO-Geschäftsführer Volker Tuchan bezeichnete die im Rahmen einer Schlichtung erzielte Tarifeinigung als „enorme Belastung“ für Hessens private Busunternehmen: „Die deutlich steigenden Kosten müssen durch entsprechende Preisgleitklauseln („Hessen-Index“) in den Verkehrs-Service-Verträgen abgefedert werden. Nur dann können die Busunternehmen auch in Zukunft sichere Arbeitsplätze bieten.“ Durch das Hessische Vergabe- und Tariftreue-Gesetz (HVTG) sind Verkehrsunternehmen verpflichtet, ihren Beschäftigten das in Tarifverträgen vorgeschriebene Entgelt zu zahlen.
Personalmangel entgegenwirken – auch durch verstärkte Digitalisierung
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) braucht nach Überzeugung der Busunternehmen motivierte und qualifizierte Busfahrerinnen und Busfahrer – eine wachsende Herausforderung. Branchenverbände gehen davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren allein in Hessen mehr als 8.000 Busfahrer fehlen könnten. Diesem Mangel wollen auch die Busunternehmer entgegenwirken – nicht nur durch höhere Vergütungen. „Wir werden die Arbeitsbedingungen weiter verbessern und arbeiten – auch im Zusammenwirken mit der Hessischen Landesregierung – an gemeinsamen Aktivitäten für ein attraktiveres Berufsbild. Neben einer intensiveren Image-, Qualifizierungs- und Ausbildungsförderung geht es zum Beispiel um eine verstärkte Digitalisierung im ÖPNV: Bargeldloser Zahlungsverkehr kann die Fahrerinnen und Fahrern spürbar entlasten“, erläutert Volker Tuchan, Geschäftsführer des LHO und Verhandlungsführer in der Tarifrunde. Auch andere Rahmenbedingungen, auf die die Arbeitgeber keinen direkten Einfluss haben, müssten perspektivisch verbessert werden – etwa durch den Ausbau von Toiletten an zentralen Haltestellen.