Wiesbaden / Hanau. Autobahnen verstopft. Bundesstraßen überlastet. Luftverschmutzung. Lärm. Wer täglich zur Arbeit oder Schule pendeln muss, kennt die nervenaufreibenden Einschränkungen des wachsenden Verkehrs. Hessens Busunternehmer fordern deshalb eine sinnvolle Verkehrswende für Hessen: Und sie wollen unterstützen, damit dies gelingt. „Der Bus ist eines der effektivsten Instrumente, um mit Blick auf die Herausforderungen eines globalen Klimaschutzes den Verkehr in neue klimagerechte und entlastende Bahnen zu lenken und gleichzeitig für eine funktionierende Mobilität zu sorgen“, erklärten sie bei der Jahrestagung des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmen (LHO) am Freitag (29.) in Hanau. Verbandsvorsitzender Karl-Reinhard Wissmüller (Michelstadt) machte vor rund 120 Verkehrsexperten deutlich, dass der Öffentliche Personen Nahverkehr (ÖPNV) dabei eine entscheidende Rolle spielen müsse.
„Mobilität sicherstellen – nicht nur in Ballungsräumen“
Mobiles und individuelles Fahren von A nach B wird zunehmend zeitintensiv. Verkehrsadern in Ballungsräumen kollabieren. Ländliche Räume sehen sich dagegen abgehängt, weil dort die Grundversorgung ausgedünnt ist. Bisherige Mobilitätskonzepte scheinen an Grenzen zu stoßen. Dabei könnten technologische Entwicklungen wie Apps und Internetplattformen neue Impulse geben: Um den Zugang zum öffentlichen Verkehr zu erleichtern, den wichtigen Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu fördern und bezahlbare Mobilität zu garantieren, erklärte Wissmüller. Dies gelte nicht nur für Ballungsräume. Gerade im ländlichen Bereich könnten junge Kommunikations- und alternative Bedienformen eine sinnvolle Ergänzung des klassischen Busverkehrs sein: Weg von starren Fahrplänen und Haltestellen, hin zu dynamischer Mobilität. „Digitale Mobilitätsplattformen müssten als Ergänzung von vorhandenen Verkehrsangeboten dienen und in das bestehende lokale ÖPNV-System eingebunden werden“, so Verbandsvorsitzender Wissmüller. So könne es auch in dünner besiedelten Landesteilen Hessens gelingen, die letzten Meter von der Haltestelle zur Haustür zu bewältigen.
Wettbewerbsverzerrung oder Chancengleichheit?
Unverzichtbar für das Miteinander der unterschiedlichen Mobilitätsanbieter seien faire Wettbewerbsbedingun¬gen, betonen die Busunternehmer. Wer für den sicheren und verantwortungsvollen Transport von Menschen im ÖPNV arbeite, müsse zurecht fachliche Kompetenz und finanzielle Leistungsfähigkeit nachweisen. Busunternehmen bezahlen Ihre Beschäftigten nach Tarifverträgen, bieten ordentliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der Region, investieren in immer neue klimaverträglichere Busse und zahlen Gewerbesteuern. Wer die Qualität des ÖPNV in Hessen landesweit in Zukunft gewährleisten wolle, müsse dafür sorgen, dass es Chancengleichheit zwischen den Anbietern im ÖPNV gebe. Systeme mit unterschiedlichen Regulierungsrahmen dürfe es nicht geben. „Wir haben keine Chance unseren öffentlichen Auftrag flächendeckend zu gewährleisten, wenn ehrenamtliche Privat-Fahrer von Internetplattformen die Fahrgäste einzeln ans Ziel kutschieren“, warnt Wissmüller und verweist darauf, dass diese Form des Fahrens zum klassischen Individualverkehr zähle und weder eine Entlastung des Verkehrs noch des Klimas bedeute.
Deshalb fordert und unterstützt der LHO gleiche Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer und Mobilitätsanbieter im ÖPNV. Je mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzten, desto besser fürs Klima. Der LHO verweist darauf: „Mit junger Kommunikationstechnik und einer länderübergreifenden Vernetzung aller ÖPNV-Verkehrsträger in einem effizienten Gesamtsystem ließe sich noch mancher für das Fahren mit Bus und Bahn begeistern.“