LHO: Viele Betriebe sind bald am Ende!
Wiesbaden / Gießen / Michelstadt. Etwa 90 Prozent der Bustouristiker in Hessen können die aktuelle Corona-Krise maximal noch bis zum Sommer überstehen – wenn es keine Hilfen gibt, droht ihnen schon bald das Aus. Darauf macht der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) aufmerksam. „Die Betriebe sind seit Beginn der Corona-Krise ohne eigenes Verschulden völlig ausgebremst worden: Busreisen, auch Schülerreisen und sonstige Schulfahrten sind verboten, Grenzen bleiben geschlossen. Das umweltfreundlichste Verkehrsmittel trifft die Krise mit der höchsten Wucht: Weil Kredite bedient werden müssen – obschon seit März keine Einnahmen mehr da sind. „Das Gros der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit, die modernen und teuren Reisebusse sind zwar abgemeldet – die Raten für die Finanzierung der Fahrzeuge laufen aber weiter. Viele traditionsreiche und bislang überaus erfolgreiche Busunternehmen wissen nicht, ob es sie und die daran hängenden Arbeitsplätze im Herbst noch gibt“, erläutert der LHO-Vorsitzende Karl Reinhard Wissmüller (Michelstadt) die dramatische Lage.
Warnung vor nie dagewesener Pleitewelle in kerngesunder Branche
In Hessen hat die Corona-Krise die Busbranche besonders schwer erwischt: Denn viele Busse verkehren auch rund um den Frankfurter Flughafen – ein Wachstumsmotor, der aktuell ebenfalls fast stillsteht. Der LHO-Vorsitzende kämpft deshalb für weitere Hilfspakete: „Für unsere von einem Komplettverbot betroffene Reisebusbranche greifen die bisherigen Hilfsmittel einfach nicht. Ohne zusätzliche Schritte droht eine nie dagewesene Pleitewelle in einer an sich kerngesunden Branche, die für umweltfreundliche Mobilität in den Städten und auch in ländlichen Regionen steht. „Wer diese systemrelevante Infrastruktur in Hessen sichern und künftig zudem mehr für den Klimaschutz tun will, muss jetzt mithelfen, die Busbranche zu retten“, fordert Wissmüller.
Bustouristik: Deutlich stärker betroffen als andere Branchen
Der Verband fordert daher im Zusammenhang mit den Lockerungen für Gaststätten und Hotels eine konkrete zeitliche Perspektive für die Bustouristik. Darüber hinaus benötigen die Unternehmen dringend einen Ersatz der Ausfallkosten für ihre Busse und Reisen. Schließlich muss die Mehrwertsteuer auch bei umweltfreundlichen Busreisen auf 7 % reduziert werden, denn nur so können die Unternehmen bei einem vorsichtigen „Hochfahren“ in die Normalität die dringend benötigte Liquidität erhalten.
Ein wichtiges Standbein der mittelständischen Busunternehmen stellt außerdem der Schülerverkehr dar. Viele Unternehmen erbringen solche Leistungen. Seit Mitte März wurde auf Grund der Schulschließungen ein hoher Anteil solcher Fahrten abgesagt. Dieser Wegfall hat nochmals erhebliche zusätzliche negative Auswirkungen, da wichtige Einnahmen fehlen. Um zu vermeiden, dass gerade die vielen kleinen Unternehmen jetzt in erhebliche finanzielle Schieflagen geraten, bedarf es einer entsprechenden Ausfallvergütung für die abgesagten Fahrten. Der Verband hofft nun auf Hilfe seitens des Landes Hessen: „Die mittel- und langfristigen Perspektiven der Bus-Unternehmen in Hessen sind hervorragend – auch mit Blick auf die wachsende Bedeutung von Klimaschutz und Hessen-Tourismus. Um Busreisen wieder zu ermöglichen, hat der LHO mit dem Bundesverband bdo ein Konzept zu Hygiene, Schutz und Sicherheit von Fahrerinnen, Fahrern und Fahrgästen erstellt – damit neben dem ÖPNV auch die Bustouristik wieder einen Aufschwung erleben kann. „Wichtig ist, dass möglichst viele Familienunternehmen die Zeit bis dahin überleben und sich die Rettungsaktivitäten der Politik nicht nur auf Kleinstbetriebe und Großkonzerne konzentrieren.“