Wiesbaden / Amsterdam. Eigentlich könnten sich Hessens Busunternehmer freuen. Denn das Reisen mit dem Bus gilt – auch mit Blick auf den Trend, mehrfach im Jahr Kurzreisen zu unternehmen – als zunehmend attraktiv. Dennoch warnen Experten bei einer Fachtagung des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) am Freitag (22.) in Amsterdam vor unzumutbaren Einschränkungen im Reiseverkehr von Städtereisen, insbesondere in der Hauptstadt der Niederlande.
Die Reiselust der Deutschen trifft zunehmend auf Probleme beim Einfahren in touristisch interessante Städte. Vielerorts gerät das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bus in Sackgassen: In Deutschland drohen in etlichen Städten Fahrverbote. Im europäischen Ausland nehmen die Beschränkungen zur Fahrt in Innenstädte zu. Gerade in Amsterdam, das bisher bei Reisenden aus Deutschland als beliebtes Städtereiseziel galt, wird es für Buspassagiere zunehmend beschwerlich und unattraktiv. „Der Reisebus wird zunehmend als Störfaktor angesehen, dabei ist kein Reisemittel umweltfreundlicher und hilfreicher bei der Verlagerung vom Individualverkehr“, erklärt Karl Reinhard Wissmüller, Vorsitzender des LHO im Gespräch mit Carlo Cahn, dem stellvertretenden Direktor der Königlich Niederländischen Verkehrsgesellschaft (KNV Bus) bei der Tagung seines Verbandes in Amsterdam.
Amsterdam schreckt ältere Bustouristen ab
Hessens Busunternehmer beraten vor Ort mit Verkehrsexperten über die Herausforderungen und Chancen, die restriktive Bürokratie verbunden mit Repressalien für Reisebusse aufzuheben. Sie fordern freie Fahrt für die umweltfreundlichste Beförderung von Reisenden. Denn Busse werden am Einfahren ins Zentrum von Amsterdam gehindert, viele Innenstadt-Routen sind mittlerweile für Reisebusse blockiert. Hotels können nur angefahren werden, wenn sie an einer der wenigen noch erlaubten Einfahrtschneisen liegen. Ende 2019 soll die Einfahrt selbst für Reisebusse untersagt sein, die ein konkretes Ziel im Zentrum ansteuern möchten. Reisende werden gezwungen sein, an der Peripherie mit ihrem Gepäck den Bus zu verlassen, um mit Taxis, öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zu ihren Hotels zu kommen.
Das wirkt nicht nur abschreckend und unfreundlich auf Reisegäste, sondern konterkariert gerade die Attraktivität des Reisens mit dem Bus. In der Realität ist die ältere Generation bei Busreisen überrepräsentiert. Demnach sind insgesamt 69 Prozent der Buskunden älter als 50 Jahre, die Hälfte der Busreisekunden gehört zur Generation 60plus. Sicherheit und die durchgängige Reisekette von Tür zu Tür ohne lästiges Umsteigen und Kofferschleppen spielen bei den „Best Agern“ eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Busses als Transportmittel.
Auch mit Blick auf die demographische Entwicklung wird der Bus als Verkehrsmittel im deutschen und europäischen Reiseverkehr an Bedeutung zunehmen. So ist die Anzahl beförderter Personen in Reisebussen im Jahr 2016 auf 81 Millionen* angestiegen. Im Jahr 2017 sind so viele Deutsche in die Niederlande* gereist wie nie zuvor. Gezählt wurden fast 5,2 Millionen Besucher, die mindestens eine Nacht im Nachbarland verbrachten. Viele davon sind mit Reisebussen unterwegs.
Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten von Reisebussen abbauen
Je mehr Menschen den Bus nutzten, desto besser fürs Klima und desto besser für die Tourismuswirtschaft. Der LHO verweist darauf: „Moderne Busse helfen schon heute Emissionen zu reduzieren, wenn Verbraucher bereit sind vom PKW umzusteigen.“ Einfahrtblockaden in touristisch attraktive Städte sowie unterschiedliche und ständig wechselnde bürokratische Hürden der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten beeinträchtigten jedoch zunehmend die Arbeit der Reisebusunternehmen.
Deshalb erwarten Hessens Busunternehmer, dass Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des ökonomischen und umweltfreundlichen Reisebusses abgebaut werden müssten. So wollen sie sich nicht mehr durch bürokratische Bremsklötze von Städten mit deren politisch motivierten, beliebig festgelegten Einfahrtbeschränkungen, ungleichen Umweltzonen oder unterschiedlichen EU-Steuerregelungen ausbremsen lassen.